Der Fisch stinkt immer vom Kopf, so zumindest weiß es der Volksmund. Was aber hat das mit Executive Coaching zu tun?
Egal ob kleiner Mittelstandsbetrieb oder milliardenschweres internationales Unternehmen, Entscheidungen und innerspychische Dynamiken von und in Führungskräften haben nicht nur wirtschaftliche, sondern auch psycho-emotinale Auswirkungen. Diese können ein ganzes Unternehmen nachhaltig stärken oder schwächen. In einem Mittelstandsunternehmen, für das ich einen Auftrag zum Executive Coaching der beiden Geschäftsführer erhielt, ergab sich folgendes Bild:
Das Unternehmen war als Startup sehr schnell gewachsen. Die Struktur und die Prozesse wurden dem rasanten Wachstum entsprechend nicht schnell genug angepaßt. Was sich jedoch als weitaus größeres Problem herausstellte, war die Tatsache, daß beide Geschäftsführer in sehr verschiedenen Wertewelten lebten und sehr unterschiedliche Psychodynamiken mitbrachten. Das führte in letzter Konsequenz dazu, daß ein Geschäftsführer explizite und implizite Anweisungen und Aussagen machte, die wenig später vom zweiten Geschäftsführer negiert wurden. Gleichzeitg waren beide jedoch durch eine jahrelange, enge Freundschaft verbunden. Dadurch bedingt, entstand bei den Mitarbeitern eine große Unsicherheit und Unruhe und die Arbeitsqualität nahm stetig ab. Die abnehmende Arbeitsqualität wurde von beiden Geschäftsführern bemerkt und es wurden Mitarbeiter entlassen. Die neuen Mitarbeiter, anfangs noch voller Elan, wurden schnell von der Dynamik im Unternehmen erfaßt und das Szenario widerholte sich. Eine Abwärtsspirale entstand. Aus Sicht der Geschäftsführer schien es schwer bis unmöglich “vernünftiges” Personal zu bekommen. Aus Sicht der Mitarbeiter hingegen, war es unerträglich unter dem Schwert latenter Kündingungsabsichten und sich ständig widersprechender Aussagen der Führungsetage zu arbeiten.
Aber stimmt diese Beobachtung? Sie kennen sicher Steve Jobs, den Gründer und Ceo von Apple. Wie allgemein bekannt, strahlten die Eigenarten und Ideen von Steve Jobs in jedes Apple Produkt und tief bis in die letzten Winkel des Unternehmens. Im Gegenzug wäre es absurd, davon auszugehen, dass der Spirit und die Psychodynamiken eines einzigen Mitarbeiters in der Support Abteilung eine unternehmensweite Wirkung hätten.
Begründet liegt diese Asymetrie in der ungleichen Machtverteilung beider Positionen.
Damit wird deutlich, daß erfolgreiche finanzielle und strategische Entscheidungen von Führungskräften nicht die alleinige Garantie für eine erfolgreiche Unternehmensführung sind. Gleichzeitig ergibt sich eine drängende Frage: Kann es wirklich sein, daß man als Führungskraft selbst für die Dynamiken in der eigenen Abteilung oder im Unternehmen verantwortlich ist? Sind die Mitarbeiter wirklich ein Spiegel der eigenen Person?
Nehmen wir einmal an, daß genau das der Fall wäre.
Was würde passieren, wenn das Verhalten aller Mitarbeiter, Kollegen und Vorgesetzter ein Resultat des eigenen Verhaltens wäre?
Überlegen Sie genau.Was würde sich in Ihrem Denken und Handeln verändern?
Auf den ersten Blick mag diese Aussage provokativ erscheinen. In der Psychologie ist dieser Sachverhalt jeodch spätestens seit dem amerikanischen Psychologen Paul Watzlawik bekannt. In Essenz fand Watzlawick heraus, dass die eigenen Erwartungen und Einstellungen exakt die Welt, in der wir uns befinden erschaffen. Dabei machte es keinen Unterschied, ob die Erwartungen positive oder negative sind. Watzlawick prägte dafür den Ausdruck “selbsterfüllende Prophezeiung”.
Die selbsterfüllende Prophezeiung aus obigen Beispiel ist die Einstellung, daß es keine “vernünftigen” Mitarbeiter gibt. Mit diesem Vorurteil belegt, kann ein Mitarbeiter nur versagen. Versagt er dann schlieslich, hat sich das Vorurteil bestätigt. Eine Abwärtspirale entsteht, in der die urpsürngliche Annahme sich immer wieder bestätigt.